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Medizin der Zukunft – ein Framework für die Schweiz (2/2)

Aktualisiert: 8. März 2023

Teil 2: Serie «Medizin der Zukunft»

Anwendungsbereiche und deren Chancen und Herausforderungen


Autoren: Alina Dintheer


 

Im ersten Teil der Serie «Medizin der Zukunft» sind wir auf das Ökosystem als Basis der Medizin der Zukunft eingegangen. Sofern dieses Ökosystem in seinen grundlegenden Elementen gegeben ist, (siehe Abbildung 1, äusserer Bereich) können neue medizinische Technologien implementiert werden.


Im diesem zweiten Teil der Serie zur «Medizin der Zukunft» möchten wir aufzeigen, in welche Hauptstossrichtungen (siehe Abbildung 1, innerer Bereich) sich die zukünftige Medizin entwickelt und grob darstellen, welche Chancen und Risiken bei der Implementierung in den verschiedenen Anwendungsbereichen entstehen. Auch hier rückt der Patient wieder ins Zentrum. Zusätzlich werden Forschung und Entwicklung sowie Digitalisierungsstrategien als grundlegende, übergeordnete Begriffe verstanden, da diese in allen Anwendungsbereichen von neuen Technologien eine zentrale Rolle spielen.



Abbildung 1: Schematische Darstellung der Elemente und Aspekte der Medizin der Zukunft mit Fokus auf die verschiedenen Anwendungsbereiche.



Wir haben mögliche Technologien in der zukünftigen Medizin in die fünf Bereiche eHealth und mHealth, datenbasierte Medizin, künstliche Intelligenz, Robotik und Präzisionsmedizin aufgeteilt. Alle Hauptbereiche umfassen mehrere Disziplinen, in denen neue medizinische Technologien in Zukunft implementiert werden können (siehe Abbildung 1).


Unter eHealth und mHealth wird "die Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien für die Praxis und den Austausch von gesundheitsbezogenen Informationen" [1] verstanden. Zum heutigen Zeitpunkt ist die Hürde – aber gleichzeitig auch die Voraussetzung – für die breite Einführung von eHealth und mHealth primär die Akzeptanz und Nutzung von digitalen Informationstechnologien und mobiler Geräte. Dieser Wandel gilt es sowohl für Patienten und Pflegebedürftige als auch für medizinisches Personal zu schaffen. Gelingt es, mHealth und eHealth in den medizinischen Alltag zu integrieren, können diese Technologien die Verbesserung von kollaborativen Prozessen ermöglichen, die Qualität und Effizienz im Gesundheitsbereich steigern und dadurch den Patienten noch mehr ins Zentrum stellen.


Datenbasierte Medizin zielt darauf ab, Gesundheitsdaten zu sammeln und zu analysieren. So können medizinische Versorgungen verbessert und Gesundheitstrends erkannt werden. Eine solch grossflächige Datenerfassung hilft, prädiktive Modellierungen von Krankheiten zu erstellen, sowie Risikofaktoren auf der Ebene der Bevölkerung aber auch des Einzelnen zu ermitteln. Wissenschaftliche Erkenntnisse können durch datenbasierte Medizin jedoch nur generiert werden, sofern ein einheitliches Netz zur Datenübertragung vorhanden ist. Damit gemeint sind Wege, auf welchen Daten und Ergebnisse ausgetauscht werden können und so die Zusammenarbeit von beteiligten Forschungseinrichtungen ermöglicht. Zusätzlich müssen wir aufpassen, dass zwischenmenschliche Kompetenzen nicht zu weit verdrängt werden. Fachexperten sollen die gesammelten Daten sollen noch immer kritisch beleuchten und patienten-spezifisch interpretieren.


Künstliche Intelligenz (KI) ist ein Teilgebiet der Informatik und beschäftigt sich mit der Imitation der menschlichen Intelligenz durch Computer Systeme. Beispiele umfassen unter anderem das Verstehen von Sprachen sowie das Lernen und Lösen von Problemen. KI im Gesundheitswesen überzeugt mit einem breiten Anwendungsbereich, der von administrativen bis zu medizinischen Nutzungen reicht. Der Einsatz von KI kann menschliche Fehler abschwächen und für mehr Sicherheit auf dem gesamten Patientenweg sorgen. Gleichzeitig entsteht durch die Anwendung von KI eine grosse Komplexität. Die Menge der Fragen und ethischen Überlegungen erfordern multidisziplinäre Ansätze.


Robotik vereint die Themen Mechanik, Sensorik und Künstliche Intelligenz. Auch die Robotik hat viele neue Möglichkeiten zu bieten, welche dem Patienten zugutekommen können. Diese reichen weit über den Operationssaal und Anwendungen in der Rehabilitation hinaus. Abläufe können automatisiert werden, was sich positiv auf die Präzision auswirkt. So profitiert der Patient schlussendlich von mehr Genauigkeit und Sicherheit. Gleichzeitig ist die Robotik jedoch mit Herausforderungen wie die Einhaltung bestehender regulatorischer Prozesse oder hohe Forschungskosten konfrontiert. Die Überwindung dieser Herausforderungen kann jedoch unter Anderem zur Bekämpfung des Pflegepersonalmangels beitragen.


Der Ansatz der Präzisionsmedizin bezieht sich darauf, den genetischen Code und die Lebensgewohnheiten eines Individuums zu analysieren, um Krankheiten vorzubeugen und zu behandeln [2]. An die Komplexität der individuellen Biologie angepasst, ermöglicht Präzisionsmedizin patientenspezifische Diagnosen und personalisierte Behandlungen. Somit werden neue Behandlungsebenen, zum Beispiel für seltene Krankheiten, eröffnet. Angesichts der Herausforderungen der Daten erfordert die Präzisionsmedizin auch rechtliche Anpassungen und die Einhaltung ethischer Standards. Darüber hinaus gehören zu den Schwierigkeiten der Implementierung auch kostspielige Forschungs- und Aufklärungsmassnahmen für Gesundheitsdienstleister.


Die Medizin der Zukunft entwickelt sich in verschiedene Hauptrichtungen. Chancen und Herausforderungen können in allen verschiedenen Disziplinen auftreten und müssen bei der Implementierung berücksichtigt werden. Zusammengefasst sehen wir die mögliche Steigerung der operativen Effizienz und die daraus resultierende Bekämpfung des Fachpersonalmangels, eine erhöhte Behandlungsqualität und Patientensicherheit sowie eine individuellere Versorgung von Patienten als Chancen der zukünftigen Technologien. Gleichzeitig werden wir uns mit ethischen Überlegungen, dem Schutz und sicheren Transfer von Daten sowie hohen Kosten für neue Technologien auseinandersetzen müssen. Zusätzliche Änderungen und Anpassungen der rechtlichen sowie regulatorischen Grundlagen für neue Technologien sehen wir als weitere herausfordernde Hürde für alle beschriebenen Bereiche.


Als Beratungsfirma setzt sich Muller Healthcare Consulting dafür ein, funktionierende Strategien für die Zukunft auszuarbeiten und Lösungen zu suchen, die Innovationen im Gesundheitswesen fördern. Spezifisch auf die Einbettung neuer Technologien für die Medizin der Zukunft bezogen, helfen wir bei der Auswahl von neuen Tools und freuen uns, innovative Prozesse und Strategien zu gestalten, die die Implementierung neuer Technologien ermöglichen.






[1] World Health Organization, Global diffusion of eHealth: Making universal health coverage achievable 2016


[2] Institute for Precision Medicine, University of Pittsburgh, and UPMC, “Institute for Precision Medicine,” 2021 Accessed: 14.09.2021 https://ipm.pitt.edu/definition-precision-medicine

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